EXIT. Bilder und Texte von Rechtsextremen im Ausstieg
Ausstellungseröffnung 08. Mai 2012 in der TU Braunschweig mit einem Grußwort der Dekanin Frau Prof. Dr. Renate Stauf, PD Dr. Ulrike Pilarczyk und Fabian Wichmann, EXIT-Deutschland.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Fotografien und Texte von sechs Aussteiger/inne/n aus der rechtsextremen Szene — in der Interpretation von Studierenden der Fakultät 6.
Die Idee zu den Seminaren und zur Ausstellung basiert auf der EXIT-Fotowerkstatt Lebensbilder, die EXIT-Deutschland seit dem Jahr 2010 mit Aussteiger/inne/n aus dem rechtsextremen Milieu realisiert.
Über den Prozess des Fotografierens und über die Auswahl der Bilder sowie das nachträgliche Betexten soll nicht nur eine persönliche Reflexion der aussteigenden Person angeregt werden – die über die Bildserien vermittelten Perspektiven der ehemaligen Rechtsextremen fordern zugleich eine tiefere bildanalytische Betrachtung heraus.
Die inhaltliche und ästhetische Auseinandersetzung mit dem Thema und dem Material wurde in den Seminar „Forschen mit Bildern – Fotos von Aussteigern aus dem Rechtsextremismus“ im SoSe 2011 geleistet — unter der Leitung von PD Dr. Ulrike Pilarczyk (Institut für Erziehungswissenschaft der TU) in Kooperation mit EXIT-Deutschland.
Ergebnis des Methoden-Seminars im Sommer 2011 war eine Beschreibung des Ausstiegs als spannungsreichen, widersprüchlichen Prozess, der den Betroffenen die Mobilisierung aller Ressourcen abverlangt, sie an die Grenzen ihrer individuellen Möglichkeiten bringt, der prinzipiell offen ist und immer auch die Möglichkeit des Scheiterns birgt.
Mit dem Ziel der Konzeption und Gestaltung einer Ausstellung, die den komplexen Prozess
ästhetisch nacherfahrbar machen soll, setzten sich im März 2012 Studierende erneut im Rahmen eines Blockseminars mit den Fotoserien und Texten der Aussteiger/innen sowie auch mit den 2011 geleisteten Bildanalysen auseinander. Die Seminarteilnehmer/innen dekonstruierten Bilder und Texte von sechs Fotografen und komponierten sie mit analytisch geschärftem Blick auf die Serie neu.
Die in dieser Ausstellung präsentierten Ergebnisse des Seminars vermitteln insbesondere in den eigenwilligen Kontrastierungen der Bilder und Originaltexte zentrale Themen und Motive, die den Prozess des Aussteigens prägen: Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, mit Begrenzungen und neuen Lebensperspektiven und vor allem — einer Wegsuche. Über die Bild-Text-Arrangements vermitteln sich ästhetisch die individuellen Erfahrungen und Umgangsweisen jedes Einzelnen mit diesen Herausforderungen: Desorientierung und Ringen um Klarheit, Angst und Mut, lähmende
Leere und Hoffnung.
Die Ausstellung entstand mit finanzieller Unterstützung des Innovationsfonds Lehre der Fakultät 6 und des Institutes für Erziehungswissenschaft.
Ausstellungsorte:
22. Oktober 2012 | Friedrich-Ebert-Stiftung Forum Berlin
Artikel zur Ausstellung: Der fragile Raum des Ausstiegs
17. Mai bis 31. Juli 2013 | Geschäftsstelle des Bündnis für Demokratie und Toleranz
Link
11. bis 15. Juli 2023 | Elblandfestspiele Wittenberge
Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister Wittenberge
„Ich freue mich, dass die diesjährige Festspielwoche der Elblandfestspiele, die mit vielen Angeboten an den Wittenberger Schwanenteich lockte und auf ein tolles Echo bei den Wittenbergern und Gästen stieß, auch dafür genutzt wurde, schwierige Themen anzusprechen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Fotoausstellung des Vereins Exit Deutschland zum Thema Rechtsextremismus, die im Rahmen des Events gezeigt wurde.“
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Publikationshinweis:
Ulrike Pilarczyk und Fabian Wichmann
Aussteigen aus dem Rechtsextremismus: Foto-Praxis, bildwissenschaftliche Analyse und Ausstellungsarbeit als Methoden individueller Reflexion und des wissenschaftlichen und (sozial)pädagogischen Kompetenzerwerbs
Der Beitrag zeigt die medienpädagogischen und bildwissenschaftlichen Dimensionen eines zeitlich und thematisch gestaffelten Projektes auf. Ausgangspunkt war das in den Jahren 2009/10 von der Organisation EXIT-Deutschland in Berlin mit Aussteigern/-innen aus der rechtsextremen Szene initiierte Fotoprojekt «Lebensbilder».
Die im Rahmen biografisch orientierter, medien- und sozialpädagogischer Fallarbeit entstandenen Fotos wurden als Prozess individueller Bilderzeugung und als Mittel zur Reflexion der jeweiligen Lebenssituation der Aussteiger(innen) verstanden und eingesetzt. Eine Ausstellung schloss diese erste Phase des hier beschriebenen Projektes ab.