19. März 2019

Ausgestiegene als Zeitzeugen in der Bildungsarbeit

EXIT-Deutschland unterstützt zusammen mit dem Aktionskreis ehemaliger Extremisten / EXIT-Deutschland, die Arbeit von Ausgestiegenen als Zeitzeugen in der Bildungsarbeit. Ausgestiegene sind mit einer entsprechenden Qualifikation und Vorerfahrungen eine authentische und effektive Bereicherung für die Auseinandersetzung mit den Themen Radikalisierung und Extremismus.

Diese Präventions- und Distanzierungsarbeit von Aussteigern an Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen – also autobiografisch geprägte Vorträge – wird vielseitig Diskutiert. Während die einen gar von „Freakshows“ mit emotional übersteigerten „Inventing Stories“ reden, also Glaubwürdigkeit und Nutzen vorab absolut verneinen, verbindet die überwiegende Mehrheit derer, die z.B. als Pädagogen, Multiplikatoren der Jugendarbeit oder zivilgesellschaftliche Akteure real betroffen sind, die nachhaltige Sensibilisierung mit anwendbaren Handlungskompetenzen durch die Erfahrungen und transparenten biografischen Ausführungen.

An dieser Stelle möchten wir eine anonymisierte Rückmeldung zu einer Veranstaltung veröffentlichen.

„Sehr geehrte Damen und Herren von Exit!
Mein Name ist M. P. und Herr B. war vor Kurzem in unserer Schule und hat über seine Erfahrungen mit und auch offen über seine Taten im Rahmen seiner rechtsradikalen Vergangenheit berichtet. Ich saß auch noch zwei Tage nach dem Vortrag mit Schülerinnen und Schülern zusammen und habe über das Gehörte gesprochen. Selten hat ein Vortrag alle Zuhörer in ein solches Gefühlswirrwarr gezogen. Das hat wahrscheinlich mit der Frage zu tun, wie man Herrn B. als Person jetzt entgegentreten soll. Und genau darin sehe ich das große Plus dieser Veranstaltung. Es berührt im Inneren die Menschen. Und so abstoßend die Taten der Vergangenheit waren, so groß ist mein Respekt vor der Bereitschaft Herrn B., sich diesen wahrscheinlich sehr widersprüchlichen Empfindungen des Publikums auch zu stellen. Bitte geben Sie an Herrn B. weiter, dass ich froh bin, seine Vortrag gelauscht zu haben. Ich sage das nicht, weil es ein großes Vergnügen war, sondern aus der Überzeugung, dass es wichtig ist! Für ihn und für uns.
Mit freundlichem Gruß
M. P. (Dipl.-Psych.)“

Grundsätzlich erfolgt der Einsatz unter Absprache und Vorbereitung mit der betreffenden Einrichtung und oder der betreffenden Person. Möglichkeiten der Vor- und Nachbereitung werden zur Verfügung gestellt. Der Einsatz von Ausgestiegenen ist in der Umsetzung an internationalen Standards orientiert und grundsätzlich durch Auswertungen1 sowie interne Evaluationen legitimiert. Die Erfahrung von EXIT-Deutschland hat weiterhin gezeigt, dass für einige Ausgestiegene das Aufklären über die rechtsextreme Szene ein wichtiger Bestandteil ihres Aufarbeitungs- und Ausstiegsprozesses sein kann.

Mehr zum Thema.

Evaluation

Perspektiven auf den Ausstieg

1 Vgl. Walsh, M. & Gansewig, A. (2018). Aussteiger aus extremistischen Szenen in der Präventionsarbeit. Evaluationsstudie einer schulbasierten Präventionsmaßnahme eines Aussteigers aus dem Bereich Rechtsextremismus. Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis, 63, 57-60.

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