Internationaler Fachaustausch - Expertenmission nach Den Haag und Prag
Während in ganz Europa die Sorge vor einem Erstarken des Rechtsextremismus wächst, unterstützt EXIT-Deutschland auch internationale Bestrebungen, um lösungsorientierte Strategien im Umgang mit bzw. in der Bekämpfung von Radikalisierung und Militanz zu erarbeiten. Zuletzt waren EXIT-Mitarbeiter in den Niederlanden und der Tschechischen Republik zu Gast.
EXIT-Deutschland unterstützt die niederländische und tschechische Regierung sowie Praktiker bei der Entwicklung von Standards und Handlungsansätzen in den Bereichen Ausstieg, Deradikalisierung & Strafvollzug. In ganz Europa wächst die Sorge vor einem Erstarken des Rechtsextremismus. Für die niederländische und tschechische Regierung sind diese Entwicklungen ein Auslöser, um gemeinsam mit Praktikern Standards und Handlungsansätze in den Bereichen Prävention und Deradikalisierung (auch im Strafvollzug) zu diskutieren.
Expertenmission Den Haag
Ziel des informellen Austausches war, in diesem Themenfeld tätige niederländische Praktiker zu unterstützen, wie etwa das “National Training institute for PVE”, die “School and Safety Foundation (SSV)”, das “National Extremism Support center (LSE)”, die “Unit of Expertise for Social Stability (ESS)” und die Platform “Youth Prevention Extremism and Polarization (JEP)”.
Um Ansätze zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus zu entwickeln, die den Herausforderungen gerecht werden, hat das Kompetenzzentrum RAN eine Expertenmission mit drei Experten aus verschiedenen europäischen Ländern für die niederländische Regierung entwickelt.
Dabei ging es konkret um die Fragen:
- Welche Kapazitäten werden benötigt, um Radikalisierung zu verhindern?
- Welche bestehenden Konzepte und Strukturen können genutzt werden?
- Welche Maßnahmen sind zusätzlich erforderlich?
- Wie können die Praktiker am besten unterstützt werden?
Neben Håvard Haugstvedt, einem erfahrenen Praktiker und Doktorand der Universität Stavanger, Charlie Pericleous, Hidden Harm Coordinator, the UK, Prevent and Channel referral Programms und Fabian Wichmann von EXIT-Deutschland wurde die Runde durch zwei RAN-Experten des „Centre of Excellence“ begleitet.
Dabei wurde sich über die spezifische Situation in den einzelnen Ländern, erprobte und erfolgreiche Ansätze, sowie strukturelle Vorrausetzungen und Übertragungsmöglichkeiten aus dem Phänomenbereich des islamistischen Extremismus ausgetauscht. Fabian Wichmann von EXIT-Deutschland konzentrierte sich in seinem Beitrag auf die Vermittlung der EXIT-Standards, sowie auf Ansätze der primären Prävention.
Expertenmission Prag
Der zweite Teil des internationalen Fachaustausches fand in Prag statt. Umgesetzt und organisiert wurde der Austausch von der Technischen Universität in Prag, dem tschechischen Innenministerium und dem Büro der Generalstaatsanwaltschaft der Republik Tschechien.
Vom 05.-06.12.2019 diskutierten Experten aus den Niederlanden und Finnland zusammen mit Mitarbeitern verschiedener tschechischer Ministerien, Mitarbeitern aus Justizvollzugsanstalten, Polizisten und Staatsanwälten Fragen von Deradikalisierung, Ausstiegshilfsorganisationen und Möglichkeiten der Ausstiegsarbeit in Justizvollzugsanstalten.
Dabei ging es um den Umgang mit Radikalisierung im Strafvollzug, aber auch in der polizeilichen Arbeit. Das Erkennen von Radikalisierung und entsprechende Möglichkeiten zur Deradikalisierung von Hochrisikopersonen in Gefängnissen (insbesondere von Personen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Terrorismus verurteilt wurden), sowie Folgemaßnahmen zur Wiedereingliederung und der damit verbundenen Sozialarbeit wurden ebenfalls intensiv erörtert. Eröffnet wurde der Workshop durch den Generalstaatsanwalt der Tschechischen Republik, Dr. Pavel Zeman. Es folgten Fachbeiträge zu Risikobewertung und Prävention durch Maarten von de Donk (Radar Advies). Der Beitrag von EXIT-Deutschland konzentrierte sich wieder auf eine praxisbezogene Darstellung unserer Standards. Yola Wanders, Leiterin des Hochsicherheitstraktes des niederländischen Strafvollzugs, beschrieb die strukturellen Herausforderungen und Erfahrungen aus dem Haftalltag des Hochsicherheitsgefängnisses Vught. Neben praktischen Übungen, Fallbeispielen und grundsätzlichen Ansätzen, vermittelte Onni Sarvela, freiberuflicher Berater, praxisbezogene Informationen zur Kommunikation und Reflektion im Ausstiegsprozess.
Internationaler Austausch ist in der Bekämpfung von Radikalisierung unverzichtbar. Ohne dem sprichwörtlichen „Blick über den Tellerrand“ dürfte es kaum möglich sein, Dynamiken und Hintergründe von Radikalisierung und menschenfeindlichen Ideologien zu verstehen, um Deradikalisierungsarbeit wirksam anbieten zu können.
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