20. Dezember 2024

Jahresrückblick 2024

Mit diesem Jahresrückblick möchten wir einen Überblick über unsere Projekte, Initiativen und Publikationen im Jahr 2024 geben. Dabei handelt es sich wie immer nur um einen Auszug der Aktivitäten.

Ausstiegsarbeit Rechtsradikalismus

Im Jahr 2024 haben wir im Jahresverlauf 87 Personen aus rechtsradikalen und damit verbundenen Kontexten im Ausstieg begleitet. Viele Unterstützungsfälle wurden wegen der politischen, rechtlichen und sozialen Komplexität fortgesetzt, darunter bis in das ultra-militante Segment hinein. Neu an uns gewandt haben sich 40 Personen, die in diesem Jahr in die Ausstiegsbegleitung aufgenommen wurden. Darunter befinden sich auch neu 5 Frauen zum Teil mit Kindern. Seit Beginn unserer Arbeit im Jahr 2000 sind es insgesamt 999 Menschen, die wir beim Ausstieg unterstützt haben.
Ausgestiegene Personen haben sich auch im Jahr 2024 öffentlich gegen rechtsextreme Bestrebungen ausgesprochen und vor allem jungen Menschen Orientierungen gegeben, sich nicht von rechtsextremer Ideologie vereinnahmen zu lassen.

Neben der Hilfe und dem Beratungsangebot für Menschen, die aus extremistischen Szenen und dieser ideologischen Gedankenwelt aussteigen wollen, unterstützten wir auch wieder andere Träger, die in diesem Bereich tätig sind.

In den Jahren 2023 und 2024 haben wir uns neben der regulären unabhängigen Ausstiegsbegleitung im Rahmen eines Begleitprojektes intensiv mit den Verbindungen extremistischer Szenen und Organisierter Kriminalität auseinandergesetzt. Entstanden sind insgesamt 4 Publikationen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen zur Thematik, ein fünftes Heft zu Orientierungen im Beratungsalltag wird Anfang 2025 erscheinen.

Was haben wir in diesem Jahr noch umgesetzt?

Kunst, Kultur, Ausstellungen

Zum Beispiel waren wir im Frühsommer 2024 mit einem Teil unserer Ausstellung Unter die Haut im Berliner Bärenzwinger präsent. Unsere Ausstellung war Teil der Ausstellung Nie wieder und jetzt , die sich politischen Grenzphänomenen, insbesondere den verschiedenen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, faschistischen Ideologien und dem schwierigen Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus bis heute widmete.

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Unsere Ausstellung „Unter die Haut“ war ebenfalls zu sehen im Rahmen der Elbelandfestspiele in Wittenberge . Hier lernten Jugendliche viel über Ein- und Ausstiegsmotive, die junge Menschen dazu bringen können, sich der rechtsextremen Szene anzuschließen. Bereits 2023 war EXIT-Deutschland bei den Elblandfestspielen Wittenberge mit der Ausstellung EXIT. Bilder und Texte von Rechtsextremen im Ausstieg präsent.


Elbelandfestspiele Wittenberge 2024 ©EXIT-Deutschland

Rechts gegen Rechts

Vor 10 Jahren haben wir die Aktion Rechts gegen Rechts ins Leben gerufen – eine Kampagne, die Witz und Kreativität im Kampf gegen Hass und Rechtsextremismus vereint. Wer hätte damals gedacht, dass ein Banner unserer Aktion einmal im Haus der Geschichte in Bonn hängen wird – es ist Teil der Ausstellung „Nach Hitler: Die deutsche Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“. Wir freuen uns, in einer so bedeutenden Ausstellung vertreten zu sein und einen Beitrag zur Erinnerungskultur und zum Engagement gegen Rechtsextremismus zu leisten.
An dieser Stelle noch einmal DANKE an alle, die uns auf diesem Weg unterstützt haben – ohne Euch wäre das nicht möglich gewesen!

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Die Stadt Wunsiedel, in der der erste große Spendenlauf der Aktion Rechts gegen Rechts vor 10 Jahren stattfand, erinnerte daran am 16. November 2024 mit einer Festveranstaltung.

Beiträge zur Arbeit von EXIT-Deutschland

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit war EXIT-Deutschland auch in 2024 wieder in verschiedenen Medien präsent.

So berichtete Felix Benneckenstein, der vor vielen Jahren aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen ist, an Schulen über seine Erfahrungen.

Im Mai fand in Demmin ein spannendes Hintergrundgespräch mit einem Aussteiger und dem EXIT-Mitarbeiter Fabian Wichmann zum Umgang mit Rechtsextremismus auf kommunaler Ebene statt.
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Podcast

Einen Einblick in den Arbeitsalltag von EXIT-Deutschland gibt Fabian Wichmann in einem Podcast.

Forschung und Veröffentlichungen

Auch in diesem Jahr haben wir in mehreren Publikationen die Arbeit von EXIT-Deutschland und phänomenbereichsbezogene Entwicklungen beschrieben.

Im Zusammenhang mit dem Projekt EXOR haben wir nach längerer Pause wieder unsere Reihe Blickpunkt Demokratie und Extremismus aufgenommen.

Die Teile 1 und 2 erschienen 2023

In 2024 erschienen der 3. und 4. Teil.

Teil 3 beleuchtet nationale und internationale Netzwerke von Extremismus und Organisierter Kriminalität. Aufgegriffen werden Entwicklungen in Deutschland und im Ausland. Ziel war es nicht, eine Kaskade von Verbindungsspinnen zu Tage zu fördern, sondern Modelle und Beispiele zu erkennen, auf denen eigene Analysen fortlaufend aufsetzen können. Die Exkurse in die Ukraine und nach Tschechien stehen dafür, ebenso die Differenzierung empirisch feststellbarer Strukturbilder im Phänomenbereich.

Wagner, Wichmann, Krause (2024): Blickpunkt Demokratie und Extremismus, Extremismus in Verbindung mit Organisierter Kriminalität Teil 3 – Nationale und Internationale Netzwerke. Zentrum Demokratische Kultur, Berlin.

Teil 4 beschäftigt sich mit den Grauen Wölfen, auch bekannt als Ülkücü-Bewegung. Diese politisch-religiöse und extremistische Gruppierung ist nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland und anderen europäischen Staaten aktiv. Sie verachtet die westliche Demokratie, nutzt aber deren Errungenschaften und strebt die Errichtung eines „Turanischen Reiches“ an. Ihre Mitglieder agieren oft unauffällig im Alltag, sind jedoch in extremistischen Kontexten und kriminellen Netzwerken tätig.

Wagner, Krause (2024): Blickpunkt Demokratie und Extremismus, Extremismus in Verbindung mit Organisierter Kriminalität
Komplex Ülkücü – Graue Wölfe. Zentrum Demokratische Kultur, Berlin.

Die Abschlusspublikation des Projektes „Extremismus und Organisierte Kriminalität – Orientierungen zum Umgang mit EXOR-Komplexen im Beratungsalltag“ erscheint im Januar 2025.

Und auch auf europäischer Ebene waren wir wieder mit unserer Expertise vertreten. Im Rahmen der Filmreihe „RAN Reporters“ besuchten RAN-Praktiker das Team von EXIT-Deutschland, um mehr über die Projekte und Ansatz in der Ausstiegsarbeit zu erfahren. Entstanden ist ein Film, der die Arbeit vorstellt.

Im Juni nahmen wir an einer Konferenz des EU Knowledge Hub und dem Auftakt einer neuen Initiative im Bereich der Radikalisierungsprävention auf EU-Ebene teil. Deren Ziel ist es, die Zusammenarbeit von Praxis, Politik und Wissenschaft zu befördern.

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Zusammen mit internationalen Kollegen diskutierten wir im Juli an der NY University Standards für ehemalige Extremisten in der Präventionsarbeit . Dabei wurden Rahmenbedingungen sowie persönliche und strukturelle Voraussetzungen erörtert, die einen Einbezug von Menschen mit biografischen Erfahrungen möglich machen. Dazu soll es zu einem späteren Zeitpunkt eine Publikation geben.

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EXIT-Deutschland hat bereits Standards für die Präventionsarbeit unter Einbezug von ehemaligen Extremisten herausgegeben. Die Broschüre steht zum Download bereit.

U. Krause, B. Wagner, F. Wichmann (2021): Standards EXIT-Deutschland. Ausgestiegene in der politischen Aufklärungsarbeit. Schriftenreihe Zentrum Demokratische Kultur, Berlin. Download

Über unsere weitere Arbeit informiert Euch gern wie immer auf unserer Homepage, in unserem Journal sowie in den Sozialen Medien.

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