Wenn das Hakenkreuz verblasst
Die Narben erzählen von einer radikalen Vergangenheit: Aussteiger aus der rechtsextremen Szene lassen ihre Tattoos aufwendig entfernen. Ein Berliner Fotograf hat den langen Prozess dokumentiert.
Auf der Brust, am Hinterkopf, unter den Armen: Die Spuren der Vergangenheit sind überall auf ihren Körpern zu finden, tief in die Haut gestochen. Wenn Neonazis aus der rechtsextremen Szene aussteigen, dann stellt sich für viele eine praktische und nicht selten schamvolle Frage: Was tun mit den rechtsradikalen Tätowierungen? Hakenkreuze, Runen und SS-Totenköpfe können einen im Zweifel lebenslang an die Besessenheit von einer braunen Ideologie erinnern.
Der Berliner Fotograf Jakob Ganslmeier hat über viele Jahre hinweg Aussteiger aus der Neonaziszene begleitet und dokumentiert, wie sie ihre Tattoos entfernen ließen oder veränderten. Seine Bilder führen vor Augen, wie lang der Prozess der Vergangenheitsbewältigung ist und welche Herausforderungen die Neuorientierung für die Betroffenen mit sich bringt. Die Fotos zeigen blasse Körper, verbotene Symbole, Unsicherheit und manchmal auch Entschlossenheit.
Den Kontakt zu den ehemaligen Neonazis stellte die Organisation Exit-Deutschland her. Sie hilft seit 19 Jahren Menschen dabei, aus der rechtsextremen Szene auszusteigen und neue Perspektiven zu entwickeln.